Berberin

Berberin ist ein pflanzliches Alkaloid (genauer: ein Isochinolin-Alkaloid), das seit Jahrhunderten in der traditionellen Medizin (z. B. Ayurveda, TCM) verwendet wird.

Berberin findet sich in den Wurzeln, Rinden und Rhizomen verschiedener Pflanzenarten, u. a.:

  • Berberitze (Berberis vulgaris, Berberis aristata)
  • Goldenseal (Hydrastis canadensis)
  • Gelbwurzbaum (Coptis chinensis, auch „Chinese Goldthread“)
  • Oregon-Grape (Mahonia aquifolium)
  • Gelbwurzbaum (Phellodendron amurense)
    Die Pflanzenteile haben meist eine intensiv gelbe Farbe, da Berberin ein stark gefärbter Farbstoff ist.

Berberin gehört zur Gruppe der Benzylisochinolin-Alkaloide.
Wirkt auf viele biologische Systeme: antimikrobiell, antientzündlich, antidiabetisch, lipidsenkend, in Studien auch antitumoral.
Wird oft als Nahrungsergänzungsmittel eingesetzt (z. B. bei Diabetes, Insulinresistenz, Dyslipidämie).

Wirkung von Berberin auf normale (gesunde) Zellen:

  • Blutzucker- und Lipidstoffwechsel: Aktivierung von AMPK (AMP-activated protein kinase) → fördert Glukoseaufnahme, hemmt Glukoneogenese, verbessert Insulinempfindlichkeit, senkt LDL und Triglyzeride.
  • Mitochondrien: Berberin hemmt den Komplex I der Atmungskette → führt zu weniger ATP, mehr AMP, wodurch AMPK aktiviert wird.
  • Entzündungshemmend: Hemmt NF-κB und proinflammatorische Zytokine.
  • Darmflora: Reguliert das Mikrobiom, fördert Bifidobakterien und Lactobacillen.
  • Nebenwirkungen: Kann Magen-Darm-Beschwerden (Durchfall, Bauchschmerzen) auslösen, selten Leberenzyme leicht erhöhen.

Wirkung von Berberin auf Krebszellen:

  • Zellzyklusarrest: Blockade in G1- oder G2/M-Phase, dadurch verlangsamtes Tumorwachstum.
  • Induktion von Apoptose: Aktiviert Caspasen, hemmt antiapoptotische Proteine (z. B. Bcl-2).
  • Mitochondriale Wirkung: Störung des mitochondrialen Membranpotentials in Tumorzellen → ROS-Anstieg, Energiekrise → Zelltod.
  • Signalwege: Hemmung von PI3K/Akt/mTOR, MAPK, Wnt/β-Catenin, STAT3 – alles zentrale Tumorwachstumswege.
  • Metastasenhemmung: In Zell- und Tiermodellen verringert Berberin Invasion, Migration und Angiogenese.
  • Synergie: In Kombination mit Chemotherapeutika (z. B. Temozolomid, Cisplatin, Doxorubicin) zeigt Berberin verstärkte Wirksamkeit und teilweise verminderte Resistenzen.

Wichtig: Das sind überwiegend präklinische Daten (Zellkultur, Tiermodelle). Klinische Studien in der Onkologie sind sehr begrenzt.

Therapeutische Dosierung

  • Metabolisches Syndrom / Diabetes / Lipidstörungen (gut untersucht in klinischen Studien): 500 mg, 2–3× täglich (insgesamt 1000–1500 mg/Tag) oral. Oft als Kapseln/Tabletten. Dauer: mehrere Monate möglich.
  • Onkologie: Es gibt keine standardisierte klinische Dosierung.
    In experimentellen Studien werden meist 200–1000 mg/Tag verwendet. Teilweise auch Kombinationen mit Metformin oder Chemotherapeutika getestet.

Sicherheit und Interaktionen

  • Kontraindikationen: Schwangerschaft, Stillzeit, Kleinkinder (Gefahr von Kernikterus durch Bilirubinverdrängung).
  • Wechselwirkungen: Hemmt CYP3A4, CYP2D6, P-Glykoprotein → kann Wirkspiegel vieler Medikamente verändern (z. B. Immunsuppressiva, Statine, Blutverdünner, Chemotherapeutika).
  • Leber/Niere: Bei Vorerkrankungen engmaschig kontrollieren.

Zusammenfassung

  • Normale Zellen: Berberin wirkt stoffwechselregulierend, antientzündlich, antioxidativ, AMPK-aktivierend.
  • Krebszellen: Stört mitochondriale Energieversorgung, hemmt Wachstums- und Überlebenswege, fördert Apoptose.
  • Therapeutische Dosierung: 500 mg 2–3× täglich (1000–1500 mg/Tag) ist in Stoffwechselstudien etabliert; in der Onkologie existieren noch keine Leitlinien.
  • Risiken: Interaktionen mit Medikamenten beachten!

Hinweis: Dieser Beitrag dient nur zu Informationszwecken und ersetzt keine professionelle medizinische Beratung.