Risiken und Nebenwirkungen

Ernsthafte Nebenwirkungen unter einer HBOT sind sehr selten.

Sie sind zum einen durch den erhöhten Umgebungsdruck, zum anderen durch die Wirkung der unphysiologisch hohen Partialdrücke des Atemgases, insbesondere einer potenziellen Toxizität von hyperbarem Sauerstoff, bedingt.

Die häufigste durch den Überdruck auftretende Komplikation bei einer HBO-Therapie ist ein Mittelohrbarotrauma. Durch sorgfältig ausgeführten Druckausgleich bzw. die Anlage einer Paukendränage bei analgosedierten, beatmeten Patienten kann diese Komplikation jedoch leicht vermieden werden [1].

Die langfristige Anwendung von Sauerstoffkonzentrationen über 50% unter atmosphärischem Luftdruck kann bekanntermaßen zu chronischen Veränderungen im Lungengewebe mit Verschlechterung verschiedener Lungenfunktionsparameter führen. Diese pulmonale Sauerstofftoxizität ist jedoch bei der üblichen kurzzeitigen Anwendung der HBOT von untergeordneter Bedeutung.

Für die einzelne HBO-Behandlung sind jedoch die neurotoxischen Effekte des hyperbaren Sauerstoffs zu beachten. Neben Sehstörungen, Halluzinationen, Schwindel und Benommenheit können in seltenen Fällen hyperoxisch bedingte epileptiforme Krampfanfälle auftreten (Inzidenz etwa 1:10.000 HBO-Expositionen). Im Gegensatz zu einem Grand-mal-Anfall ist hierbei aufgrund der Gewebehyperoxie nicht mit Spätfolgen zu rechnen. In der Regel wird die HBO-Therapie unterhalb der Schwelle für die akute ZNS-Toxizität angewandt [2].

Die Empfindlichkeit gegenüber den Auswirkungen der Sauerstofftoxizität ist individuell sehr unterschiedlich und wird durch eine Reihe von Faktoren wie Katecholamin- oder Kortikoidtherapie, Hyperthermie sowie körperliche und psychische Belastung beeinflusst. Durch die intermittierende Applikation von hyperbarem Sauerstoff für jeweils 30 min und zwischengeschalteten 10-minütigen Pausen mit normaler Luftatmung sowie die seltene Anwendung von Behandlungsdrücken über 2500 kPa lässt sich das Risiko von zerebralen Nebenwirkungen jedoch deutlich minimieren.

Quellen:

  1. Kemmer A, Scholze P, Schöppenthau H, Endermann K (2002) Intensivtherapie unter hyperbaren Bedingungen. Caisson [Suppl] 17: 46
  2. Kindwall EP (1999) Management of complications in hyperbaric treatment. In: Kindwall EP, Whelan HAT (eds) Hyperbaric medicine practice, 2nd edn. Best Publishing Comp, Flagstaff, pp 365–376