Munddusche
Mundduschen (Irrigatoren, Mundspülgeräte, Wasserstrahlgeräte) sind wertvolle Hilfsmittel für die Mundhygiene. Sie stellen eine sinnvolle Ergänzung der täglichen Zahnpflege mit Zahnbürste, Zahnseide und/oder Zahnzwischenraumbürstchen dar, können diese aber nicht ersetzen.
Dabei bietet sich die Benutzung einer Munddusche nicht nur für bereits parodontal (an einer Zahnbettentzündung) erkrankte Patienten an. Vielmehr lässt sie sich prophylaktisch (vorsorglich) von jedermann einsetzen, um – in Kombination mit den oben genannten Hilfsmitteln – langfristig Zähne und Zahnhalteapparat gesund zu erhalten und die Entstehung parodontaler Erkrankungen von vornherein zu vermeiden.
Als Plaque oder Biofilm werden die mikrobiellen Beläge bezeichnet, die sich bei auf Dauer unzureichender Zahnpflege auf den Oberflächen und in den Approximalräumen (Zwischenräumen) der Zähne bilden. Durch zu langes Überangebot an Kohlenhydraten reift die Plaque zu einem den Zähnen fest anhaftenden, gut organisierten Ökosystem aus und führt nicht nur zu einem erhöhten Kariesrisiko.
Denn durch die Zunahme der Plaque über einen längeren Zeitraum und die damit erschwerte Sauerstoffzufuhr in den tiefer gelegenen Schichten gedeihen dort anaerobe (ohne Sauerstoff lebende) Keime, die innerhalb von wenigen Tagen unweigerlich zur Gingivitis (Zahnfleischentzündung) in den nicht gereinigten Bereichen führen. Kommen weitere ungünstige Faktoren hinzu, kann eine entzündliche Schädigung des Zahnhalteapparates in Form einer Parodontitis (Entzündung des Zahnhalteapparats) die Folge sein.
Parodontitis zieht langfristig den Knochenabbau der Alveole (des knöchernen Zahnfachs) und schließlich den Zahnverlust nach sich. Außerdem sind Auswirkungen auf den allgemeinen Gesundheitszustand wissenschaftlich belegt: Parodontitis steigert das Risiko für einen Apoplex (Schlaganfall), einen Myokardinfarkt (Herzinfarkt) oder Frühgeburten.
Im Rahmen der Parodontitis-Therapie ist es notwendig, parodontopathogene (den Zahnhalteapparat schädigende) Keime zu reduzieren und die Zahnfleischtaschen durch entsprechende Mundhygienetechniken dauerhaft entzündungsfrei zu halten. Liegt bereits eine Parodontitis vor, so kann diese nur durch mehrere, Hand in Hand gehende Maßnahmen erfolgreich therapiert werden:
- zunächst muss eine professionelle Zahnreinigung (PZR) erfolgen
- zeitgleich erfolgt eine Mundhygieneberatung, die dem Patienten die richtige Putztechnik mit Hilfe der Zahnbürste sowie die Interdentalraumhygiene (Mundhygiene, die auf die schwerer zu reinigenden Interdentalräume (Approximalräume, Zahnzwischenräume) abgestimmt ist) mit Zahnseide und/oder Zahnzwischenraumbürste vermittelt
- die erfolgreiche Umsetzung der neu erlernten Methoden wird von der zahnärztlichen Praxis begleitet
- im Anschluss wird eine Parodontalbehandlung durch den Zahnarzt durchgeführt
- engmaschige Vorsorgetermine beim Zahnarzt tragen dazu bei, ein Wiederaufflammen der Parodontitis zu verhindern
Indikationen (Anwendungsgebiete)
Mundduschen sind geeignet:
- zur Massage und Stimulation der Gingiva (des Zahnfleisches)
- zur Erleichterung der Zahnpflege bei festsitzenden kieferorthopädischen Apparaturen, Implantaten und Brücken
- zur Vorsorge gegen Gingivitis oder Parodontitis
- zur Entfernung loser Speisereste an schwer zugänglichen Stellen wie Zahnzwischenräumen
- zur Sauerstoffanreicherung des bakteriellen Taschenmilieus
- zur Reduzierung von Mundgeruch
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
- Mundduschen sind nicht geeignet zur Entfernung fest anhaftender Plaque (Zahnbelages); diese muss zuvor durch andere Mundhygienetechniken gelockert worden sein. Mundduschen können die Zahnbürste und Hilfsmittel für die Interdentalraumhygiene also nicht ersetzen.
- Erfolgt die Anwendung des Wasserstrahls unsachgemäß mit zu hohem Druck in die entzündlich veränderte Zahnfleischtasche hinein, so kann dies zu einer Verletzung des ohnehin ödematösen (geschwollenen) und durch die entzündlichen Vorgänge aufgelockerten Gewebes führen. Die dadurch in die Blutbahn gelangenden Keime führen zu einer Bakteriämie (Einschwemmung von Bakterien in den Blutkreislauf), die bei Patienten mit Endokarditisrisiko (Herzinnenhautentzündung) oder dem Risiko, an rheumatischem Fieber zu erkranken, zu vermeiden ist.
Die Verfahren
Mundduschen bieten in der Regel die Möglichkeit zur Druckregulierung am Handgriff an und erlauben antimikrobielle Zusätze wie z. B. CHX (Chlorhexidindiglukonat).
Mundduschen werden ein- oder mehrstrahlig, mit der Möglichkeit zur Umstellung des Wasserstrahls und mit Rotationsstrahl angeboten. Dabei dient der gebündelte Strahl zum Entfernen von lockeren Speiseresten, während bei der mehrstrahligen Einstellung von einer Massagewirkung auf die Gingiva (das Zahnfleisch) auszugehen ist.
Pulsierende Wasserstrahlen mit einer Frequenz von 800 bis 3.000 Schwingungen pro Minute verbessern die Reinigungswirkung.
Neu entwickelte Modelle (z.B. Oral-B® OxyJet) filtern die Luft und reichern den Wasserstrahl mit Millionen von Mikro-Luftblasen an mit dem Ziel, anaerobe (ohne Sauerstoff lebende) Keime im Taschenmilieu und in der Plaque (Zahnbelag) zu reduzieren.
Der Wasserstrahl erreicht nicht die gesamte Zahnfleischtasche. Spezielle Düsen (z. B. Waterpik® PikPocket) erhöhen ggf. die Eindringtiefe auf max. 90 %.
Eine Besonderheit stellen sogenannte Mundbadeanlagen dar, mit denen in der zahnärztlichen Praxis verschiedene antimikrobielle Zusätze – in der Regel weinsäure- oder kohlensäurehaltige Lösungen (0,3 %) und neutralisierende Natriumhydrogenkarbonat-Lösungen (0,3 %) – über einen programmierbaren Ablauf abwechselnd appliziert werden können.
Folgende Anwendungshinweise sollten berücksichtigt werden:
- Die Munddusche wird nach dem Zähneputzen sowohl morgens als auch abends angewendet.
- Um Verletzungen vorzubeugen, sollte zu Beginn der untere Druckbereich eingestellt werden, bis man an die Handhabung gewöhnt ist. Das gleiche gilt bei Zahnfleischentzündungen. Bei gesundem Zahnfleisch und nach Eingewöhnung kann auf den mittleren Druckbereich gesteigert werden.
- Zunächst muss der Wasserstrahl im rechten Winkel zur Zahnachse oder vom Zahnfleisch weg in Richtung Zahnkrone ausgerichtet werden, um die nach der Reinigung mit Zahnbürste, Zahnzwischenraumbürste und/oder Zahnseide verbliebenen gelockerten Beläge zu entfernen.
- Ist dies erfolgt, kann nun der Winkel des Wasserstrahls leicht in Richtung der Zahnfleischtaschen gelenkt werden, um dort verbliebene gelockerte Plaque (Zahnbelag) zu entfernen und ggf. das Taschenmilieu mit Sauerstoff anzureichern. Damit wird den anaeroben – ohne Sauerstoff lebenden – Bakterien die Lebensgrundlage entzogen.
- Anfängliches entzündungsbedingtes Zahnfleischbluten geht nach den ersten Wochen bei sachgemäßer Anwendung zurück.